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Montag, 2. Dezember 2013

Wuyi Hong Cha

Vergangenen Freitag bekam ich ein kleines Päckchen von Herr Thamm, dem Besitzer des Cha Dao Online Shops. Unter diversen Tees befand sich auch ein Schwarztee aus der chinesischen Provinz Fujian. Dieser machte mich besonders neugierig, da er aus dem Wuyi Gebirge stammt und ich bisher nur von Oolong Tees aus dieser Region gehört habe.


Die erste Besonderheit fällt sofort beim Öffnen der Packung auf - feine Röstnoten steigen in meine Nase. Nun denkt man sich geröstete Tees aus dem Wuyishan sind ja wohl keine Besonderheit! Für mich in diesem Fall schon, da ich bisher von keinem schwarzen Tee gehört habe, der geröstet wird. Da wäre nur der Lapsang Souchong, welcher jedoch primär geräuchert ist.


Beim ersten, beim zweiten und selbst beim dritten Blick erkennt man keinerlei Unterschiede zu teiloxidierten Felsentees. Das Blatt ist dunkelbraun bis schwärzlich, relativ lang und dick gedreht.
Auch am Geruch der trockenen Blätter erkennt man keinen typischen Schwartee Charakter. Er besticht durch eine intensive fruchtige Süße, welche stark an einen Da Hong Pao erinnert.


Zubereitet wird er in meiner Shiboridashi, da man den Tee außergewöhnlich hoch dosieren kann. Der erste Aufguss darf drei Minuten ziehen. Nach dem Abgießen bekommt man eine extrem helle, bernsteinfarbene Tassenfarbe, die fast schon ins Goldene tendiert. Schaut man nun in die Shiboridashi, ist diese fast bis zum Rand hin mit Blättern gefüllt. Diese verströmen nun einen sagenhaft intensiven Duft mit einer extrem breitgefächerten Fülle an Aromen. Karamell, Blumenwiese, diverse Früchte, feine Röstaromen. Trotz der Intensität bleibt das ganze in einer gewissen Weise erfrischend.



Die helle Tasse versetzt nun ins Staunen. Sie gibt einem die gleiche nachhaltige Bandbreite an Aromen wie schon der Duft der nassen Blätter. Der ganze Mund wird von einer cremigen Süße eingenommen, diese steht in Kontrast zu einer für nur einen Bruchteil einer Sekunde präsenten Säure. Reifes Obst und Veilchen runden das Ganze perfekt ab. Auch die Röstung macht sich nur sehr leicht bemerkbar, unterdrückt keineswegs den Grundcharakter des Tees, sondern fügt dem Ganzen eine leicht markante Note hinzu. Dadurch, dass dieser Hong Cha ohne Tendez zu jeglicher Bitternes eine solch hohe Dosierung erlaubt, kann man ihn vier bis fünf, oder sogar sechs mal aufgießen, ohne diese wunderbare Intensität und Vielschichtigkeit auch nur im Ansatz zu verlieren. Selbst nach dem fünften Aufguss hinterlässt der Tee ein derart angenehmes Mundgefühl, dass man sich noch eine viertel Stunde danach von ihm eingenommen fühlt.


Selbst das feuchte Blatt vedutzt ein Wenig. Es wirkt doch recht grün und wenn man die Blätter einzeln betrachtet, fällt sofort auf das der größte Teil nicht einmal einen Riss enthält, geschweige denn zerborchen wäre. Hier sieht man mit welcher Hingabe er geerntet und verarbeitet wurde, was noch mehr Freude am Trinken beschert.

Fazit: So wirkt dieser Tee kaum wie ein Schwarztee, zumindest nicht wie einer, den ich bisher getrunken habe. Vielmehr besticht er durch Attribute, welche ich an Oolongs aus dem Wuyishan so sehr schätze und das macht diesen Hong Cha für mich zu einer wahren Besonderheit.

Montag, 25. November 2013

Ein weiterer grandioser Dan Cong

Diesen Post wollte ich eigentlich schon seit Längerem veröffentlichen, bin bisher aber leider nicht dazu gekommen, da das meist einiges an Zeit in Anspruch nimmt. Diese hatte ich zwar Anfang letzter Woche, dafür aber keinen funktionierenden Laptop um die passenden Bilder hochzuladen..
Begonnen hat der Tag mit einem Ausflug an die Ränder der kalten und nebligen Westlichen Wälder und schon zu Beginn stand für mich fest, dass einer der Tees, die ich von Chris zugeschickt bekommen habe den Tag im Anschluss perfekt abrunden würde. Neben verschiedenen Yan Chas stand auch ein chinesischer Oolong aus Guangdong bereit getrunken zu werden. Dabei handelte es sich um einen Feng Huang Dan Cong, auch Phönix Dan Cong genannt.


Wie ich es bereits von anderen Oolong Tees aus dieser Region kenne, sind die Blätter sehr dünn, spiralförmig gedreht und bestechen durch eine durch Röstung und stärkere Oxidation enstandene hell- bis dunkelbraune Farbe. Feine Röstnoten lassen sich auch am trockenen Blatt erahnen, welche sich wunderbar mit leicht-fruchtigen Anklängen wie etwa Mango paaren. Im vorgewärmten Tonkännchen wirkt das Blatt noch fruchtiger, fast pfirsichartig, was von einer dezenten, floralen Säure abgelöst wird.


Der erste Aufguss zeigt sich mit einer wunderschönen hellorangenen Farbe, welche zu meinem Eindruck von Pfirsichen passt. Dabei wirkt der Tee enorm leicht, fast schon filigran auf der Zunge. Eine Röstnote sticht nur ansatzweise in Form von einer gewissen Brotigkeit hervor. Vielmehr besticht er durch eine fruchtige, leichte Süße.


Im nächsten Aufguss findet man etwas dunkleren Bernstein, der Tee wirkt nun angenehm vollmundig. Was sich nun auch am Geruch erahnen lässt, sind ausgewogene florale Aromen, welche wunderbar mit einer im Nachklang auftretenden säuerlich-bitteren Note harmonieren. Das ganze steht im Gegensatz zu einer atemberaubenden karamellenen Süße und eindeutigen Fruchtnoten wie Mango und Pfirsich.
Die anfängliche Filigranität erinnert mich stark an andere Dan Congs, die teilweise mehr Aufgüsse warteten, bis sie so aus sich herauskamen, wie dieser schon im zweiten Aufguss - toll!



Der dritte Aufguss besticht sofort durch seinen Geruch - K-A-R-A-M-E-L-L!
Mein erster Eindruck: Süß, süß, süß, süß! Dies wird aber von einer starken Herbe im Abgang unterstrichen - diese bleibt jedoch nicht lange im Mund. Vielmehr ist es diese grandiose Süße, die eine gefühlte Ewigkeit meinen Mundraum ummantelt.

die Blätter sind teilweise so fest gedreht, dass sie sich nicht lösen lassen

Auch bei den folgenden Aufgüssen besticht der Tee durch seine tolle Süße und verliert dabei keineswegs an Vielschichtigkeit - manchmal sticht eine leicht herbe Note hervor, manchmal florale Noten, dann wieder Frucht, dann wieder starke Süße, oder diese stehen sich gegenüber und ergänzen sich auf eine wunderbare Weise. Erst ab dem siebten oder achten Aufguss bekommt dieser Oolong gewisse "Rundungen". Nun geht er viel geschmeidiger, und ja - runder über die Lippen. Weiterhin lassen sich süße Frucht und feine Blume finden, jedoch verschwindet auch nun die leichte Herbe im Abgang, was jedoch keineswegs negativ auffällt. Vielmehr bringt genau das ein harmonisches Ende, da der Tee nicht viel an Intensität bishin zum zehnten, oder auch elften Aufguss verliert, nein - er wirkt lediglich etwas runder, ohne Ecken und Kanten. 
Danke dafür Chris!

Mittwoch, 6. November 2013

Dienstag, 17. September 2013

Buddhas Hand

Bei meinem letzten Besuch im Teahouse ist nicht nur ein Shincha in meiner Tasche gelandet. Nachdem ich schon einmal eine Probe eines anderen Tees verkosten durfte, wollte ich dieses Mal etwas mehr davon.
Fo Shou 佛手, zu Deutsch Buddhas Hand wird dieser Tee genannt. Der Name kommt von dem Duft, den dieser in Taiwan angebaute Oolong versprüht. Dieser soll an den Duft einer Zitrusfrucht (ich habe selbst noch nie eine gesehen, oder probiert) mit dem Namen Buddhas Hand erinnern. 

Zitronatzitrone - Sorte: Buddhas Hand (Quelle: Wikipedia)
 
Das trockene Blatt erinnert rein optisch stark an chinesische Felsentees: dick gerollt, grünliche, über bräunliche bis hin zu fast schwarze Farbakzente schmücken dieses Blatt, was auf eine starke Oxidation und Röstung hinweist. Es verströmt einen angenehmen, doch sehr intensiven Röstgeruch und feine florale Akzente. In der vorgewärmten Tonkanne macht sich der namengebende Geruch nun bemerkbar. Eindeutig Zitrusfrüchte, welche mich dank der feinen Süße stark an Orangen denken lassen. 

schönes Farbspiel von grün bis schwarz

Der erste Aufguss zeigt sich mit einem leuchtendem Gelb, was natürlich sehr schön zur assozierten Zitrusfrucht passt. Feine, wie auch bei Felsentees übliche Röstaromen steigen in meine Nase und breiten sich mit dem ersten Schluck in meinem Mund aus. Diese stehen mit ihrer leichten Herbe in einem tollen Kontrast zu reifen Zitrusfrüchten. Beim zweiten Schluck kommt nun ein schöner Wechsel von süß zu sauer, wieder süß und dann wieder sauer, was letztendlich von einem leichten, mineralischen Anklang im Rachen abgelöst wird. Der Tee bringt einen wunderbaren Eindruck von leichter Unbeschwertheit mit sich, aber fühlt sich trotzdem irgendwie schwer und fast schon dickflüssig im gesamten Mundraum an. So schmecke ich bis hin zum zweiten Aufguss intensive, honigsüße Früchte. Faszinierend!

klarer, leuchtend gelber Aufguss

Nun machen sich auch die floralen Noten, die schon das trockende Blatt verströmte, bemerkbar. Die nun nur noch kurz und fast schon im Hintergrund präsente Süße wird nun sofort von einer Säure, die eine gewisse Spritzigkeit mit sich bringt abgelöst. Insgesamt macht der Tee nun, wie auch im dritten Aufguss einen viel herberen Eindruck. Diese Säure ist so intensiv, dass ich sie noch einige Minuten nach dem Trinken als die Säure von unreifen Nektarinen wahrnehmen kann. So etwas kenne ich bisher nur von japanischen Grüntees - toll wie ein so stark oxidierter Oolong diese Richtung einschlagen kann!



Im vierten und fünften Aufguss bringt dieses erneute Gefühl von Unbeschwertheit einen etwas frühen, dafür aber tollen Schluss mit sich. Das herb-säuerliche nimmt stark ab und lässt dafür feinen, süßen Früchten bis zum Ende hin ihren Platz. Genau diese scheinen selbst noch eine viertel Stunde später über meine Zunge zu gehen.

das Blatt ist sehr groß und überraschend "zerbrechlich"

Fazit: Dieser Tee gibt einem wieder genau das, was ich an gerösteten und stärker oxidierten Oolongs so gerne mag. Er bietet einem ein wahnsinnig umfangreiches und intensives Geschmacksspektrum und schafft es mich genau damit immerwieder zu beeindrucken. Zwar sind bei diesem Tee nicht so viele Aufgüsse zu erwarten, wie bei diversen anderen Oolongs, was mich jedoch nicht weiter stört, da jeder einzelne Aufguss mehr zu bieten hat, als es bei vielen anderen Tees der Fall ist.

Donnerstag, 5. September 2013

Sakura-No Shincha

Wenn ich die Gelegenheit habe in München zu sein, statte ich üblicherweise dem ein oder anderen Teeladen einen Besuch ab. Zuerst musste ich unbedingt einem Tipp aus dem teetalk nachgehen und dem Tushita Teehaus einen Besuch abstatten. Wie sich heraus gestellt hat wahrlich eine kleine Perle. Dort bekommt man bei angenehmen Ambiente guten Tee in traditionellem Geschirr direkt serviert und kann diesen nach Belieben erneut aufgießen. Ein wirklich schönes Stübchen, da man vorallem die Gelegenheit hat neben dem dort servierten Tee, auch wünderschönes Zubehör zu ergattern. Danach musste ich unbedingt im Teahouse vorbeischauen. Dort lässt sich wirklich immer ein kleiner Schatz finden. Diesmal konnte ich einem wirklich tollen Shincha nicht widerstehen. Nach dem Kauf bot sich die Gelegenheit diesen Tee im englischen Garten bei wunderbarem Sonnenschein, direkt beim japanischen Teehaus zu verköstigen.

Bei besagtem Tee handelt es sich um den Sakura-No Shincha: Moe von der Familie Matsumoto, welche beim Anbau auf jegliche Pflanzenschutzmittel verzichtet. Da für diesen Tee nur die feinsten Blätter verarbeitet werden, wird nur eine kleine Menge ins Ausland exportiert.

Farbspiel der Blätter - sehr schöne Verpackung

Das trockene Blatt tendiert zwischen dunklem und hellen Grün und weißt deutlich mehr Bruch auf, als ich es von anderen Shinchas kenne. Es duftet wunderbar fruchtig, leichte Zitrusanklänge steigen in meine Nase - genau das verstärkt sich zunehmend in der vorgewärmten Shiboridashi.

Garten des japanischen Teehauses im Hintergrund

 Der erste Aufguss zeigt sich mit einem wunderschönem, zart leuchtendem Grün. Die Bezeichnung Moe , mit welcher die Farbe der jungen Triebe, aus denen dieser Tee hergestellt wird, beschrieben wird, spiegelt sich wunderbar in der Farbe des Aufgusses wieder. Genau das ist auch mein erster Eindruck des Geschmacks. Leichte Buttrigkeit, begleitet von einer im Hintergrund präsenten Umaminote. Das ganze wird unterstrichen von einer fantastisch-erfrischenden Süße, die mich an Apfelkompott denken lässt. Jedoch kommt dieser Shincha auffällig kräftig daher.. Ob das wohl an dem hohen Bruchanteil liegen mag?

Im zweiten Aufguss findet sich ein satteres, tiefes Hellgrün. Beim ersten Schluck wird mein kompletter Mundraum von einer anregenden und erfrischenden Astringenz eingenommen, welche jedoch kaum länger als eine Sekunde anhält. Diese wird sofort von einer zunehmend schweren Süße abgelöst. Auch mein Eindruck von Äpfeln und Kompott macht sich nun noch besser bemerkbar. Für mich sehr verblüffend, dass ein Tee aus der Vorpflückung so ausdrucksstark ist.

Moe 萌 - junge, helle Blätter & fast gleichfarbiger Aufguss

Auch der dritte Aufguss bringt diese wunderbare Süße mit sich und gibt einem das Gefühl in einen Apfel zu beißen, der jedoch kaum säuerlichen Geschmack aufweißt.

Fazit: Erst bei den letzten beiden Aufgüssen kommt der Tee viel mehr wie ein Shincha rüber. Nun wird er viel spritziger, angenehm leicht, einfach nicht mehr so kräftig, was aber einen wirklich tollen Schluss hervor bringt. Für mich ist dies kein gewöhnlicher Shincha, der auch tiefbedämpften (fukamushi) Senchas im Geschmack durch seine wahnsinnig tolle Intensität sehr nahe kommt. Auch bei nicht allzu hoher Dosierung bringt er vier bis fünf tolle Aufgüsse mit sich und verliert dabei keines Wegs an Reiz.

Montag, 5. August 2013

Da Hong Pao Super Grade

Sommerzeit ist für mich komischer Weise Grünteezeit. Ob das nun an der erfrischenden Wirkung des Grüntees legen mag, kann ich für mich selbst eigentlich schwer beantworten. Ein leichter Shincha oder Mao Feng ist eindeutig bekömmlicher als ein alter Pu Erh, oder ein über Jahrzente gelagerter Oolong.. Zumindest wenn sich die Temperaturen um die 30 Grad tummeln. Jedoch liegt es bei mir eher daran, dass ich im Sommer immer auf Trap bin. Entweder liegt man am See, trifft sich mit Freunden, enstapnnt im Garten, macht einen Ausflug oder ist einfach unterwegs. So habe ich kaum die Möglichkeit, mich einem Tee zu widmen, der meine volle Aufmerksamkeit erfordert - sei es bei der Zubereitung, oder auch einfach nur beim Genuss. Gestern hatte ich, dank wechselhaftem Wetter die Chance mich einem Oolong zu widem, der nun schon seit mehreren Wochen bei mir zuhause liegt und mich ständig förmlich auffordert: "Trink' mich!"

Da ich immernoch rund um's Thema Felsentees Recherche betreibe, ist meine erste Bezugsquelle Herr Thamm, der Besitzer vom ChaDao Onlineshop, der mir schon einiges dazu beisteuern konnte. Da er jedoch zur Zeit wegen der Neueröffnung seines eigenen Teeladens in Neu Isenburg unter Umzugsstress steht, vertröstete er mich mit einigen Proben aus seinem Felsenteesortiment. Darunter befand sich auch besagter Tee. Ein da Hong Pao der höchsten Qualitätsstufe.

 

Das trockene Blatt sieht sehr vielversprechend aus: relativ dick gedreht, durch die Röstung und starke Fermentation braun bis fast schwarz, mit einem anregenden Holzkohleduft und süßlich-fruchtigen Anklängen.
Das feuchte Blatt nach dem Waschen bringt Neugierde mit sich. Sehr, sehr intensiv. Tolles Holzkohle Aroma, Waldbeeren (?) und einem schönen Wechsel von süß zu sauer. Letzeres erinnert mich doch stark an einen bereits verköstigten Song Zhong Dan Cong.



Bereits vom ersten Aufguss an kommt wahre Begeisterung auf. Mein erster Eindruck ist einfach nur: Wow, vollmundig und komplex! Gaumenschmeichelnde Süße und zwar eindeutig Karamell! Hinzu kommen mehrere, auf meiner Zunge tanzende, für mich noch nicht klar erkennbare Fruchtnoten - Heimatobst? Unterstrichen wird das ganze von einer feinen, aber doch sehr präsenten Röstnote, welche sich im Vergleich zu anderen gerösteten Tees jedoch nicht so sehr vordergründlich zeigt, sondern das Gesamtbild perfekt abrundet. Diese Eindrücke passen perfekt zu der bernsteinfarbenen Tassenfarbe.

Der zweite Aufguss kommt nun noch vollmundiger, fühlt sich fast schon zähflüssig im Mund an. Die Süße benetzt mein Zahnfleisch und meine Zähne. Die nassen Blätter geben nun auch einen angenehmen floralen Duft von sich.
 Im dritten Aufguss bin ich mir nun auch mit meiner Vermutung von Heimatobst ziemlich sicher, denn ich schmecke reife Zwetschgen. Im Nachklang ist nun neben der intensiven Süße auch die angenehme Säure von unreifen Trauben und Nektarinen präsent.


Der nächste Aufguss zeigt nun deutlich, wie komplex ein guter Oolong sein kann. Nun sind neben Obst und Karamell eindeutig florale Anklänge zu schmecken. Für mich jedoch keine typischen, wie man sie von leicht fermentierten Tees kennt.. Nein, auch nicht wie bei anderen Felsentees wie beispielesweise dem Lao Cong Shui Xian. Diesmal mit Tendenz zu Veilchen, viel süßer.
 Beim weiteren Aufgießen verliert der Tee lediglich an Röstgeschmack. Dafür drängt sich diese angenehme Säure vom Nachgeschmack immer weiter in den Vordergrund, jedoch ohne die Süße zu überdecken oder gar zu verdrängen. Dieser da Hong Pao bleibt selbst nach zehn Aufgüssen weiterhin vollmundig, komplex und spannend, verliert dabei auch kaum an Intensität.

großes, teils zerissene Blätter - kleine, perfekt erhaltene

Fazit: Genau so stelle ich mir einen wirklich guten Oolong vor. Man braucht Zeit, viel Zeit und er verlangt einem seine volle Aufmerksamkeit ab. Im Gegenzug wird man mit einer tollen Komplexität und einem wahren Feuerwerk an verschiedenen Aromen belohnt. Bei den letzten beiden Aufgüsse wollte ich noch mal alles aus dem Tee heraus holen und ihn am späten nachmittag kalt genießen. Auch nach dem Abkühlen und nach längerem Ziehen zeigt dieser Da Hong Pao seinen Oolong Charakter, da er in keinster Weise zu Bitternes tendiert und bietet sowohl warm, als auch kalt Entspannung und Erfrischung. An dieser Stelle möchte ich mich erneut bei Herr Thamm für einen faszinierenden Tee bedanken!

Sonntag, 7. Juli 2013

Sanxia Hong Cha

Nach längerer Pause habe ich nun endlich wieder Zeit gefunden ein paar Zeilen zu schreiben. Diesmal möchte ich einen Tee vorstellen, der mich nun schon seit einigen Monaten begleitet und es immer wieder auf's Neue schafft mich zu begeistern. Dabei handelte es sich um einen "einfachen" Hong Cha, also Schwarztee aus Sanxia in Taiwan. Einfach setze ich dabei ganz bewusst in Anführungszeichen, da dieser Tee für mich kein gewöhnlicher Schwarztee ist.


Zubereitet wird er seit kurzer Zeit meist in meiner Shiboridashi von Andrzej Bero. Hier dosiere ich auch deutlich höher, als ich es normalerweise bei Schwarztees tue. Das trockene, dünn gedrehte Blatt tendiert fast schon in ein tiefes Schwarz und kleine goldene Tips stechen hervor. Beim Öffnen der Dose tanzen eine intensive Zartbitterschokoladennote, fein holzige Düfte und Honig in die Nase.Genau dieser Eindruck intensiviert sich in der vorgewärmten Shiboridashi.



Trotz der hohen Dosierung setze ich die Ziehzeit auf drei bis dreieinhalb Minuten an. Der Duft intensiviert sich erneut und betäubt meine Sinne - Entspannung macht sich breit. Bei einem so dunklen Blatt erwartete ich auch eine entsprechende Aufgussfarbe, jedoch schlägt sich ein sanftes, helles Braun nieder. Die nassen Blätter geben nun noch einen süßlich, floralen Geruch wieder - Veilchen, Gewitterblumen. Ich habe nun schon öfter gehört, dass manche Leute bestimmte Tees mit Erlebnissen aus ihrer Kindheit assoziieren. Der Duft nach Gewitterblumen weckt bei mir auch so manche Erinnerung, da ich es als kleines Kind geliebt habe, diese aus dem Boden zu reißen - ein tolles Gefühl.



Geschmacklich tendiert dieser Hong Cha unabhängig von  Höhe der Dosierung und Länge der Ziehzeit in keinster Weise zum Bittern, was ich so auch von keinem anderen Schwarztee kenne. Der erste Schluck.. Genau dieses komplexe Zusammenspiel der Düfte trifft nun in meinem Mund aufeinander. Eine wahnsinnige Intensität ummantelt förmlich meinen Rachen. Eindeutig Zartbitterschokolade, Holz und ein dezenter Wechsel von Honigsüße und Veilchen. So angenehm fühlt sich kaum ein Tee auf der Zunge an.




Fazit: Eine Besonderheit ist, dass sich dieser Schwarztee zwei bis drei weitere Male aufgießen lässt. Dabei treten vorallem Veilchen sowohl in Duft, als auch im Geschmack zunehmend in der Vordergrund. Von Henning Schmidt vom Hamburger Teespeicher habe ich mir diesen Tee als besten Schwarztee aus ihrem Sortiment empfehlen lassen. Für mich ist es auf jeden Fall einer der besten Tees - egal ob Grüntee, Oolong, PuErh - die ich bisher trinken durfte. Dafür vielen Dank!

Samstag, 25. Mai 2013

Phoenix Dan Cong - Wald, Sonne und Tee


Nachdem ich letzte Woche in München war, durfte ich mir einen Besuch im Teahouse auf keinen Fall entgehen lassen. Neben einem japanischen Sencha und einem taiwanesischen Oolong landet auch eine Probe eines gereiften Phoenix Dan Cong aus dem Jahre 1995 in meiner Tasche. Da ich ein riesen Fan von Dan Cong Tees bin, wollte ich diesen nicht einfach nur nebenbei trinken, nein - mich verschlug es wieder einmal nach draußen. Die letzten Tage hatte es nur geregnet und auch die nächsten sollten nicht besser werden, aber Dienstag zeigte sich doch stellenweise immer wieder die Sonne und suchte ich mir ein ruhiges Plätzchen im Wald. Umgeben von weichem Moos und inmitten der Sonne war die Stimmung  wunderbar entspannend.
 
Setup im Moos

Nun zum Tee, die trockenen Blätter verströmen einen tollen Duft nach Frucht und die Röstung ist auch zu erkennen. In der vorgewärmten Kanne intensivieren sich diese Eindrücke und ein süßer, angenehmer Duft nach Zitrusfrüchten steigt in meine Nase - Grapfruit, Blutorange..

die gedrehten Blätter tendieren zwischen dunklen Brauntönen & Schwarz

Diesmal spare ich mit das Waschen der Blätter, was sich auch wirklich bezahlt macht. Der Duft der nassen Blätter wird nun atemberaubend intensiv - leichte Säure, aber auch Süße kommen hinzu. Der Geruch des Aufgusses lässt jedoch an etwas anderes denken - man riecht förmlich die lange Lagerung. Leicht erdig und Holz. Der Geschmack ist von Anfang an eindeutig und intensiv, vollmundig, gibt sich dennoch sehr weich und rund. Süße, Grapfruit und spritzige Säure, welche an Nektarine denken lässt. Feuchtes Holz, genauer Nadelholz, was sehr stark dem Geruch des Waldes ähnelt, da alles noch nass vom Regen ist. Der Tee harmoniert perfekt mit der Umgebung, toll! Auch die dunkel gerösteten Blätter zeigen sich nun doch relativ grün.

der Aufguss tendiert zwischen dunkelrot, kupfern und braun

Im zweiten Aufguss finden sich noch schönere Holznoten, gepaart von zunehmender Süße. Im Kontrast dazu steht nun die eindeutige Grapefruitnote, welche von einer wahnsinig intensiven, aber angenehmen Astringenz unterstrichen wird. Diese zeigt sich vorallem durch einen langen und intensiven Nachklang. Meine Zunge, mein Gaumen, mein Rauchen, selbst meinen Zähne werden benetzt und fühlen sich fast schon betäubt an! Genau das zeigt sich im nächsten Aufguss noch stärker, wird dabei aber keineswegs zu aufdringlich oder unangenehm. Ich bin fasziniert!

aufgegossene Blätter

Der vierte Aufguss zeigt sich plötzlich viel weicher und zurückhaltender. Holz dominiert und die Astringenz ist weg... Liegt das an der kurzen Ziehzeit? Ich gieße ein weiteres mal auf.. Das muss an der Ziehzeit gelegen haben! Denn nun zeigt sich wieder die volle Ladung Astringenz und feinherbe Frucht. Auch bei weiteren Aufgüssen kommt genau dies wunderbar zur Geltung, lediglich die Astringenz nimmt bis zum letzten Aufguss immer weiter ab und der Tee an sich gibt sich zunehmend weicher und kommt nicht mehr ganz so vollmundig vor. Aber das kommt so langsam und schleichend, dass genau das auch perfekt auf ein tolles Ende hin arbeitet.

nasses Blattgut - relativ viel Bruch

Fazit: Ein ungemein fesselnder und auch überraschender Tee. Diese intensiv-frischen Fruchtnoten hätte ich nach solch einer langen Lagerung nicht erwartet, wobei ich auch noch relativ wenig Erfahrung auf diesem Gebiet habe. Vorallem die atemberaubende Astringenz ist das, was diesen Dan Cong für mich ausmacht.