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Mittwoch, 24. April 2013

Ton, Holz und Dan Cong

Gestern bin ich bei einem Besuch im örtlichen Teeladen auf ein wunderschönes kleines Tonkännchen gestoßen. Scheint wohl keins aus Yixing zu sein und besitzt an der Unterseite auch keinen Stempel, ist jedoch makellos verarbeitet und trifft genau meine Wunschgröße von 150ml. Ich war schonlänger auf der Suche nach einer kleineren Tonkanne für stärker fermentierte und (oder) geröstete Oolong Tees und diese scheint mir perfekt dafür.

heutiges Setup - neues Kännchen & Teebot Marke Eigenbau

Heute wurde sie dann so richtig mit einem meiner Meinung nach grandiosen Dan Cong eingetrunken - und zwar einem Song Zhong Dan Cong von die Kunst des Tees. Dan Cong ist eine allgemeine Bezeichung für Oolongs aus der chinesischen Guangdong Provinz. 
Das trockene, dünn gedrehte Blatt betört durch feine Röst- und Blumenoten. Vorallem die Röstnoten intensivieren sich in der vorgewärmten Kanne und nach dem Waschen kommt ein fruchtig-süßlicher Ananasgeruch hinzu.

gedrehtes Blatt - sehr dunkel durch die Röstung

Der gold-gelbe Aufguss gibt diesen Eindruck ziemlich gut wieder. Feine Röstaromen schmeicheln dem Gaumen, begleitet von einer Süße, die stark an braunen Zucker erinnert. Hinzu kommt ein angenehm blumiger Geschmack - wie etwa Orchidee - und milde Frucht.. Ananas, Maracuja. Jedoch bleibt der Tee im Gesamteindruck noch eher zurückhaltend.

erster Aufguss

Im zweiten Aufguss zeigen sich die doch ziemlich grünen Blätter. Süße, sowie Röstnoten nehmen weiter zu. Auch die Früchte, insbesondere Ananas stechen deutlicher heraus. Auch im dritten Aufguss bleibt der Tee noch sehr dezent im Geschmack. Die Röstaromen treten deutlich zurück, bleiben jedoch. Nun dominiert eindeutig das florale Aroma, welches sich schon im ersten Aufguss gezeigt hat. Lässt mich an Bao Zhong denken, nur nicht so lieblich, viel direkter.

grünes Blattgut nach dem zweiten Aufguss

Ich gieße den Tee ein weiteres Mal auf und siehe da: er kommt vollkommen aus sich heraus! Eine verzaubernde Süße tritt hervor, welche eine gefühlte Ewigkeit den gesamten Mund ummanteld. Frucht sticht nun extrem heraus - Maracuja.. Mango..? Der Tee verursacht ein unbeschreiblich balsamierendes Gefühl auf Zunge, Gaumen, an den Backen, selbst in der Kehle! Genau das intensiviert sich nun bis hin zum sechsten Aufguss, sagenhaft.. Nun ist auch eindeutig Mango zu schmecken.



Der siebte Aufguss ändert sich nun ein wenig. Der Tee wird kräftiger, wuchtiger, ohne jedoch auch nur im Ansatz zu bittern. In der Fruchtigkeit tendiert der Geschmack nun wieder mehr zu Ananas. Dies wird vorallem im nächsten Aufguss durch eine herbe Säure im Abgang unterstrichen. Vorallem florale Aromen stehen nun im Vordergrund.

aufgegossene Blätter

Ab dem neunten Aufguss macht sich das erste Mal eine Minderung des Geschmacks bemerkbar. Dieser kann man jedoch gut mit einer etwas größeren Erhöhung der Ziehzeit (auf über zwei Minuten) entgegenwirken. So hält sich der Song Zhong noch ziemlich solide bis zum 12. Aufguss.


recht schön Verarbeitetes Blatt - Oxidation gut zu erkennen
Fazit: Dieser Tee ist extrem empfindlich in Bezug auf Wassertemperatur und Ziehzeit. Ist ein Punkt zu hoch, tendiert er sehr schnell zum Bittern. Deshalb habe ich auch nur mit Wasser aufgegossen, das gerade aufgehört hat zu kochen. Ein wirklich facettenreicher Tee, bei dem die verschiedenen Aroma toll zur Geltung kommen und sich gegenseitig unterstreichen. Was mir vorallem gefällt ist, dass der Tee sein wahres Gesicht nicht von Anfang an zeigt und man sich somit nach und nach an ihn herantasten und die feinen Aromen herausschmecken kann.

2 Kommentare:

  1. Der Tee sieht echt klasse aus und es wundert mich immer wieder, wie hell die Aufgussfarbe aus solchen dunklen Blättern ist. Eines Tages werde ich auch meine Dan Cong aufmachen und probieren und hoffe, dass ich ähnlich gute Erfahrungen damit machen werde wie Du :)

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    1. Einfach vorsichtig herantasten, dann wirst du auf jeden Fall belohnt! :)
      Ja die helle Aufgussfarbe hat mich richtig erstaunt und ich hätte bei der Farbe der trockenen Blätter wirklich keine fast komplett Grünen erwartet.

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