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Dienstag, 17. September 2013

Buddhas Hand

Bei meinem letzten Besuch im Teahouse ist nicht nur ein Shincha in meiner Tasche gelandet. Nachdem ich schon einmal eine Probe eines anderen Tees verkosten durfte, wollte ich dieses Mal etwas mehr davon.
Fo Shou 佛手, zu Deutsch Buddhas Hand wird dieser Tee genannt. Der Name kommt von dem Duft, den dieser in Taiwan angebaute Oolong versprüht. Dieser soll an den Duft einer Zitrusfrucht (ich habe selbst noch nie eine gesehen, oder probiert) mit dem Namen Buddhas Hand erinnern. 

Zitronatzitrone - Sorte: Buddhas Hand (Quelle: Wikipedia)
 
Das trockene Blatt erinnert rein optisch stark an chinesische Felsentees: dick gerollt, grünliche, über bräunliche bis hin zu fast schwarze Farbakzente schmücken dieses Blatt, was auf eine starke Oxidation und Röstung hinweist. Es verströmt einen angenehmen, doch sehr intensiven Röstgeruch und feine florale Akzente. In der vorgewärmten Tonkanne macht sich der namengebende Geruch nun bemerkbar. Eindeutig Zitrusfrüchte, welche mich dank der feinen Süße stark an Orangen denken lassen. 

schönes Farbspiel von grün bis schwarz

Der erste Aufguss zeigt sich mit einem leuchtendem Gelb, was natürlich sehr schön zur assozierten Zitrusfrucht passt. Feine, wie auch bei Felsentees übliche Röstaromen steigen in meine Nase und breiten sich mit dem ersten Schluck in meinem Mund aus. Diese stehen mit ihrer leichten Herbe in einem tollen Kontrast zu reifen Zitrusfrüchten. Beim zweiten Schluck kommt nun ein schöner Wechsel von süß zu sauer, wieder süß und dann wieder sauer, was letztendlich von einem leichten, mineralischen Anklang im Rachen abgelöst wird. Der Tee bringt einen wunderbaren Eindruck von leichter Unbeschwertheit mit sich, aber fühlt sich trotzdem irgendwie schwer und fast schon dickflüssig im gesamten Mundraum an. So schmecke ich bis hin zum zweiten Aufguss intensive, honigsüße Früchte. Faszinierend!

klarer, leuchtend gelber Aufguss

Nun machen sich auch die floralen Noten, die schon das trockende Blatt verströmte, bemerkbar. Die nun nur noch kurz und fast schon im Hintergrund präsente Süße wird nun sofort von einer Säure, die eine gewisse Spritzigkeit mit sich bringt abgelöst. Insgesamt macht der Tee nun, wie auch im dritten Aufguss einen viel herberen Eindruck. Diese Säure ist so intensiv, dass ich sie noch einige Minuten nach dem Trinken als die Säure von unreifen Nektarinen wahrnehmen kann. So etwas kenne ich bisher nur von japanischen Grüntees - toll wie ein so stark oxidierter Oolong diese Richtung einschlagen kann!



Im vierten und fünften Aufguss bringt dieses erneute Gefühl von Unbeschwertheit einen etwas frühen, dafür aber tollen Schluss mit sich. Das herb-säuerliche nimmt stark ab und lässt dafür feinen, süßen Früchten bis zum Ende hin ihren Platz. Genau diese scheinen selbst noch eine viertel Stunde später über meine Zunge zu gehen.

das Blatt ist sehr groß und überraschend "zerbrechlich"

Fazit: Dieser Tee gibt einem wieder genau das, was ich an gerösteten und stärker oxidierten Oolongs so gerne mag. Er bietet einem ein wahnsinnig umfangreiches und intensives Geschmacksspektrum und schafft es mich genau damit immerwieder zu beeindrucken. Zwar sind bei diesem Tee nicht so viele Aufgüsse zu erwarten, wie bei diversen anderen Oolongs, was mich jedoch nicht weiter stört, da jeder einzelne Aufguss mehr zu bieten hat, als es bei vielen anderen Tees der Fall ist.

Donnerstag, 5. September 2013

Sakura-No Shincha

Wenn ich die Gelegenheit habe in München zu sein, statte ich üblicherweise dem ein oder anderen Teeladen einen Besuch ab. Zuerst musste ich unbedingt einem Tipp aus dem teetalk nachgehen und dem Tushita Teehaus einen Besuch abstatten. Wie sich heraus gestellt hat wahrlich eine kleine Perle. Dort bekommt man bei angenehmen Ambiente guten Tee in traditionellem Geschirr direkt serviert und kann diesen nach Belieben erneut aufgießen. Ein wirklich schönes Stübchen, da man vorallem die Gelegenheit hat neben dem dort servierten Tee, auch wünderschönes Zubehör zu ergattern. Danach musste ich unbedingt im Teahouse vorbeischauen. Dort lässt sich wirklich immer ein kleiner Schatz finden. Diesmal konnte ich einem wirklich tollen Shincha nicht widerstehen. Nach dem Kauf bot sich die Gelegenheit diesen Tee im englischen Garten bei wunderbarem Sonnenschein, direkt beim japanischen Teehaus zu verköstigen.

Bei besagtem Tee handelt es sich um den Sakura-No Shincha: Moe von der Familie Matsumoto, welche beim Anbau auf jegliche Pflanzenschutzmittel verzichtet. Da für diesen Tee nur die feinsten Blätter verarbeitet werden, wird nur eine kleine Menge ins Ausland exportiert.

Farbspiel der Blätter - sehr schöne Verpackung

Das trockene Blatt tendiert zwischen dunklem und hellen Grün und weißt deutlich mehr Bruch auf, als ich es von anderen Shinchas kenne. Es duftet wunderbar fruchtig, leichte Zitrusanklänge steigen in meine Nase - genau das verstärkt sich zunehmend in der vorgewärmten Shiboridashi.

Garten des japanischen Teehauses im Hintergrund

 Der erste Aufguss zeigt sich mit einem wunderschönem, zart leuchtendem Grün. Die Bezeichnung Moe , mit welcher die Farbe der jungen Triebe, aus denen dieser Tee hergestellt wird, beschrieben wird, spiegelt sich wunderbar in der Farbe des Aufgusses wieder. Genau das ist auch mein erster Eindruck des Geschmacks. Leichte Buttrigkeit, begleitet von einer im Hintergrund präsenten Umaminote. Das ganze wird unterstrichen von einer fantastisch-erfrischenden Süße, die mich an Apfelkompott denken lässt. Jedoch kommt dieser Shincha auffällig kräftig daher.. Ob das wohl an dem hohen Bruchanteil liegen mag?

Im zweiten Aufguss findet sich ein satteres, tiefes Hellgrün. Beim ersten Schluck wird mein kompletter Mundraum von einer anregenden und erfrischenden Astringenz eingenommen, welche jedoch kaum länger als eine Sekunde anhält. Diese wird sofort von einer zunehmend schweren Süße abgelöst. Auch mein Eindruck von Äpfeln und Kompott macht sich nun noch besser bemerkbar. Für mich sehr verblüffend, dass ein Tee aus der Vorpflückung so ausdrucksstark ist.

Moe 萌 - junge, helle Blätter & fast gleichfarbiger Aufguss

Auch der dritte Aufguss bringt diese wunderbare Süße mit sich und gibt einem das Gefühl in einen Apfel zu beißen, der jedoch kaum säuerlichen Geschmack aufweißt.

Fazit: Erst bei den letzten beiden Aufgüssen kommt der Tee viel mehr wie ein Shincha rüber. Nun wird er viel spritziger, angenehm leicht, einfach nicht mehr so kräftig, was aber einen wirklich tollen Schluss hervor bringt. Für mich ist dies kein gewöhnlicher Shincha, der auch tiefbedämpften (fukamushi) Senchas im Geschmack durch seine wahnsinnig tolle Intensität sehr nahe kommt. Auch bei nicht allzu hoher Dosierung bringt er vier bis fünf tolle Aufgüsse mit sich und verliert dabei keines Wegs an Reiz.