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Dienstag, 7. Januar 2014

2006 Sheng Pu Erh San Cha

In letzter Zeit bin ich sehr auf den Geschmack von Sheng Pu Erh gekommen. So finden immer öfter diverse grüne bzw. natürlich gereifte Pu Erh Tees den Weg in meine Kanne. Umso schöner ist es, dass ich bei meiner letzten Bestellung bei Herr Thamm eine kleine Probe eines Shengs mitbeommen habe. Bisher habe ich diese Art von Tee nur in gepresster Form probiert, sei es als Nest,  oder als Kuchen. Umso neugieriger wurde ich, als ich San Cha - was wohl so viel wie loser Tee heißt - las. Besagter Tee stammt aus dem Jahr 2006.

Zubereitet habe ich ihn bisher sowohl im neutralen Gaiwan, als auch in meinem neuen Yixing Kännchen. Was mir sehr gut gefällt, ist dass das Abbrechen, oder Abtrennen der Blätter von einem Stück nicht nötig ist und man die Blätter als Ganzes in das Kännchen geben kann. Diese verzaubern mit schönen Brauntönen und kleinen Tips, die von silbern bis golden glänzen. Trocken geben die Blätter keinen allzu intensiven Geruch ab, etwas Holz, mehr kann ich jedoch bisher nicht erahnen.


Der erste Aufguss gibt sich in einem leuchtenden Gold-Gelb. Er geht noch sehr fein, dezent über die Zunge, gibt einem jedoch eine frische, fruchtige Süße. Der Geruch der nassen Blätter lässt nun auch einen dezent holzigen Nachhall mit leichten Tabakaromen erahnen. Jedoch sind das nur flüchtige Nuancen. Frucht dominiert eindeutig.


Im zweiten Aufguss intensivert sich das Fruchtaroma zunehmend und ich kann Aprikose erahnen. Dies wird wunderbar von einem extrem süßen Abgang unterstrichen, welcher das Zahnfleisch samtig ummanteld. Der Geschmack kommt mir sehr bekannt vor! Dabei tritt vorallem das Holzige vom Beginn weit in den Hintergrund.
Ich gieße ein weiteres Mal auf. Nun tritt eine fast schon sirupartige Süße hervor. Das muss Holunderblüte sein! Trotzdem bleibt der Tee in gewisser Weise leicht und angenehm.


Im vierten Aufguss zeigt sich nun trockenes Holz und drängt die Frucht etwas in den Hintergrund. Diese bleibt jedoch eindeutig präsent. Mineralische Anklänge kommen hinzu und nach dem Schlucken bemerke ich ein leichtes, angenehmes Kribbeln im Zahnfleisch.
Bei den Aufgüssen fünf bis sieben ergänzen sich Frucht und Holz nun auf grandiose Weise. Beides scheint fast mit der gleichen, stärker werdenen Intensität meinen Mundraum einzunehmen. Auch das Kribbeln im Zahnfleisch wird stärker, was sich sehr anregend auf mich auswirkt. So ein Mundgefühl kenne ich bisher nur im Zusammenhang mit Bitternis, jedoch zeigt dieser Tee keine Spur davon. Vielmehr intensiviert sich auch eine sagenhafte Süße - toll!


Erst ab dem neunten Aufguss schwächt der Tee leicht ab. Die Süße tritt zunehmend zurück, wandelt sich dabei etwas in Richtung Schokolade - genau das fällt mir vorallem in der abgekühlten Schale auf. Mineralische Noten treten nun in den Vordergrund, was sich auch bishin zum elften Aufguss kaum ändert.

die Blätter zeigen kaum Spuren von Oxidation

Fazit: Dieser die ist wirklich toll zu trinken! Zum einen lässt er sich komplett freihand zubreiten. Dabei musste ich bisher weder haargenau auf Dosierung, noch auf Ziehzeit achten. Und genau das ist perfekt für einen Tee, der einen wirklich komplett in seinen Bann ziehen kann. Er besticht durch eine entspannende Leichtigkeit, ein dennoch wahnsinniges Mundgefühl und tolle Wandlungsfähigkeit zwischen den einzelnen Aufgüssen und verzeiht dabei auch gerne kleinere Unachtsamkeiten in der Zubereitung.
Dafür möchte ich Herr Thamm erneut danken!